Forum 201 - Feuerlöscher oder Brandschutz? Suchtprävention in der Lebenswelt Schule

Im System Schule zeigt sich, dass die Fähigkeit zur Krisenbewältigung eine dauerhafte Aufgabe ist. Umso wichtiger ist es in möglichst vielen Bereichen Wege zu finden, den Herausforderungen im „Normalbetrieb“ begegnen zu können. So gilt es – um im Bild zu bleiben – den Bereich der Suchtprävention als möglichen Rauchpartikelmelder zu stärken und damit Brandherde und Kriseninterventionen in diesem Bereich zu verhindern.

Hierfür braucht es evidenzbasierte und settingspezifische Interventionen. Doch nicht jede Maßnahme passt in jede Schule. Besonders facettenreich zeigt sich das an berufsbildenden Schulen mit großen Lehrkollegien, vielfältigen Fachrichtungen und ihrem breiten gesellschaftlichen Querschnitt mit großen Alterspannen. Hier ist die Analyse der spezifischen Herausforderungen sowie der Ist-Stand im Setting in den Fokus zu rücken.

Im Forum wird dieses Vorgehen an konkreten Beispielen vorgestellt und zur kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen eingeladen. Mit den Teilnehmenden wird der Perspektivwechsel auf die Sichtwesen der Lehrenden, der Kommune, der Träger von Suchtprävention und -hilfe sowie der Schülerschaft gewagt, um die nächsten erforderlichen Schritte weg von der Krisenintervention hin zur effektiven Prävention gehen zu können.

Katrin Hayn stellt in ihrem Impulsreferat den interdisziplinären Ansatz von Weitblick (Berlin) für komplexe, integrierte Settinginterventionen für Schulen vor. Dieser baut auf dem Risiko- und Schutzfaktorenmodell sowie der sozialen Entwicklungsstrategie auf. Er verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, um Präventionskonzepte zu entwickeln, zu testen und zu bewerten, die den komplexen Anforderungen dieses Settings gerecht werden. Ein zentraler Bestandteil ist dabei die Befragung der Schülerinnen und Schüler, um schulspezifische Daten zu problematischen Verhaltensweisen sowie deren Einflussgrößen zu erfassen und gezielte Präventionsprogramme zu implementieren. Erste ausgewählte Daten aus den Erhebungswellen 2023/24 geben Einblicke in die Problemverhaltensweisen des Substanz- und Medienkonsums von Kindern und Jugendlichen sowie die damit verbundenen Einflussfaktoren, um präventive Maßnahmen besser an die Bedürfnisse der Zielgruppe anzupassen. Weitblick wird in Zusammenarbeit mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung umgesetzt.

Tina Kolonko stellt das Vorgehen im Modellprojekt SPecht (SuchtPrävention echt) vor. Das Modellprojekt startete im Oktober 2020 und unterstützt bis September 2024 in Kooperation mit den zuständigen regionalen Präventionsfachkräften sechs Berufskollegs in NRW bei der Planung und Umsetzung suchtpräventiver Maßnahmen auf struktureller und verhaltensbasierter Ebene. Ein besonderer Fokus liegt auf der Darstellung des Weges des Good Practise Beispiels: „Einrichtung einer rauchfreien Schulumgebung“ an einer Modellschule und den perspektivisch förderlichen und hinderlichen Faktoren für effektive Präventionsarbeit im Setting. Die Förderung des Projekts erfolgt mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen des GKV-Bündnisses für Gesundheit (www.gkv-buendnis.de) und der Unfallkasse NRW.

Referierende:
Katrin Hayn, FINDER-Akademie, Weitblick-Methode, Berlin
Tina Kolonko, Koordination Modellprojekt "SPecht", Landesfachstelle Prävention der Suchtkooperation NRW, ginko Stiftung für Prävention, Mülheim a. d. Ruhr

Moderation:
Andrea Hardeling, Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V., Potsdam / Mitglied des Vorstandes der DHS e.V.