Forum 101 - Drogenkonsumräume - ein wichtiger Baustein in der Suchthilfe

Drogenkonsumräume leisten einen entscheidenden Beitrag zur Schadensminderung, retten Leben und verhindern die Übertragung schwerwiegender Infektionen wie HIV und Hepatitis. Sie sind für viele Konsumierende der erste Schritt hinein in die Hilfe und damit wesentliche Schnittstelle für viele weiterführende Angebote. Mehr als 30 Jahre nach der Eröffnung des ersten offiziellen Drogenkonsumraums existieren derzeit 32 solcher Einrichtungen in Deutschland, weitere sind geplant.

Die Relevanz und Wirksamkeit dieser Einrichtungen lässt sich auch durch aktuelle Daten untermauern: Im Jahr 2023 wurden in deutschen Drogenkonsumräumen über 650 Drogennotfälle professionell versorgt – ohne einen einzigen tödlichen Ausgang. Insgesamt wurden mehr als 650.000 Konsumvorgänge registriert, darunter rund 230.000 Injektionen. Durch die konsequente Ausgabe steriler Konsumutensilien, die niedrigschwellige Ansprechbarkeit von Sozialarbeit und die adäquate Notfallhilfe wird die Weitergabe von Infektionskrankheiten minimiert und die individuellen Lebensbedingungen der Nutzenden wesentlich verbessert.

Trotz dieser mehr als positiven Bilanz bleibt die Versorgungslage unzureichend: Lediglich 8 von 16 Bundesländern bieten Drogenkonsumräume an. Eine flächendeckende Versorgung ist dringend erforderlich, auch vor dem Hintergrund der weiterhin hohen Zahl an drogenbedingten Todesfällen, die zuletzt angestiegen war. Weiterhin ist angesichts der Herausforderungen des deutschlandweit gestiegenen Crackkonsums und der sich langsam auch in Deutschland verbreitenden synthetischen Opiode eine wohnortnahe Versorgung mit allen notwendigen Hilfsangeboten für Drogenkonsument:innen notwendig! Ein gut funktionierendes Schnittstellenmanagement im Sinne einer guten Versorgung von Menschen muss ausgebaut werden, Schnittstellen z.B. zur Entgiftung, Substitution, medizinischen Versorgung, psychosozialen Begleitung, Therapie, Wohnen, Pflege u.a. Drogenkonsumräume sind erste Anlaufstellen, gemeinsam müssen wir den Zugang zu weiterführenden Hilfen ausbauen.

Im Rahmen dieses Forums berichten Lea Albrecht (Bremen), Gabi Becker (Frankfurt a.M.) und Nina Pritszens (Berlin) aus ihrem Arbeitsalltag in Drogenkonsumräumen. Sie geben Einblicke in bestehende Strukturen, beschreiben aktuelle Herausforderungen und erläutern, welche Voraussetzungen für die Eröffnung weiterer Einrichtungen notwendig sind. Ihr Beitrag versteht sich als praxisnahe Handlungsanleitung – und als Aufruf, den Ausbau lebensrettender Angebote aktiv mitzugestalten: Ankommen, weiterleiten, Veränderungen ermöglichen sind hier wichtige Stichpunkte für den Austausch.

Referierende:
Lea Albrecht, Comeback gGmbH, Bremen
Gabi Becker, Integrative Drogenhilfe e.V., Frankfurt

Moderation:
Nina Pritszens, vista gGmbH, Berlin