Forum 105 - Suchtprävention richtig gedacht: Wenn Rahmenbedingungen den Unterschied machen

Wenn wir über Schnittstellen im Bereich der Suchtprävention sprechen, ist das Thema Verhältnisprävention nicht weit. Denn: die Gestaltung gesundheitsfördernder Rahmenbedingungen lebt von der Zusammenarbeit vieler Stakeholder aus verschiedenen Arbeitsbereichen. So steht bereits in einer Stellungnahme der DHS aus 2020: „Indem verhältnisbezogene Suchtprävention gesellschaftliche Rahmenbedingungen beeinflusst – z.B. durch Preiserhöhungen oder Werbeverbote –, schafft sie die Grundlage für eine wirksame verhaltensbezogene Prävention.“

Dr. Carolin Kilian ist Wissenschaftlerin am Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und am National Institute of Public Health (NIPH) sowie dem Danish Centre for Advanced Study (DIAS) an der University of Southern Denmark. Sie befasst sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit der Wirksamkeit alkoholpolitischer Maßnahmen in der Allgemeinbevölkerung und verschiedenen Risikogruppen. Maßnahmen wie Steuererhöhungen, Mindestpreise, eingeschränkte Verkaufszeiten und ein Marketingverbot gelten als wirksam, um riskanten Alkoholkonsum zu reduzieren. In ihren Analysen veranschaulicht Dr. Kilian die Bedeutung von Schnittstellen für eine umfassende, evidenzbasierte Alkoholpolitik: Gewünschte individuelle Verhaltensänderungen sind eng mit strukturellen Rahmenbedingungen verbunden und können deshalb nur zusammengenommen zu einer Reduzierung der gesundheitlichen und sozialen Folgen von Alkoholkonsum beitragen.

Wie eine kommunale Gesundheitsstrategie entwickelt werden kann, die Suchtprävention effektiv mitdenkt und dabei regionale Besonderheiten berücksichtigt, zeigt das Projekt MORLA. Achim Keßler, Mitarbeiter des Fachbereichs Suchtprävention Rheinland-Pfalz, beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, stellt MORLAvor, welches in den Jahren 2022-2024 als Pilotprojekt durchgeführt wurde und nun in 2025 und 2026 in die nächste Runde geht, vor: Die Schildkröte MORLA steht für Robustheit, Beständigkeit und Sicherheit – Eigenschaften, die es braucht, um erfolgreich netzwerken zu können, um ziel- und ergebnisorientiert mit regionalen Politiker:innen, Bürgermeister:innen, Schulleiter:innen und anderen relevanten Stakeholdern ins Gespräch zu kommen und um Strukturen zu schaffen, in denen Suchtverläufe verhindert oder abgemildert werden können. Exemplarisch wird Achim Keßler von Methoden berichten, wie Fachkräfte lernen können, diese Strukturen der Suchtprävention aktiv mitzugestalten.

Referierende:
Dr. Carolin Kilian, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, National Institute of Public Health (NIPH) und Danish Centre for Advanced Study (DIAS) an der University of Southern Denmark
Achim Keßler, Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Fachbereich Suchtprävention Rheinland-Pfalz, Mainz

Moderation:
Christine Kreider, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Hamm