Forum 202 - Das Geschäft mit den Fans - Suchtgefahren in der Freizeit

Fußball hat einen großen gesellschaftlichen Stellenwert in Deutschland. Allein 7,36 Millionen Vereinsmitglieder in über 23.000 Vereinen verzeichnet der DFB für das Jahr 2023. Und in den Stadien sowie vor den Bildschirmen verfolgen Millionen Menschen die Bundesliga, nationale oder internationale Wettbewerbe oder jüngst die Europameisterschaft. Die enorme Reichweite des Fußballs macht sich auch die Suchtmittel- und Glücksspielindustrie zunutze. Denn: Werbung wirkt und erhöht die Umsätze. Dies hat enorme Auswirkungen für Aktive, Fans und Zuschauende.

Der Besuch von Fußballspielen geht mit starken Emotionen einher: die Spannung des Spiels, das Erleben von Gemeinschaft in der Fankurve. Das Erfahren von Ekstase, Rausch und Verlust – und damit einhergehend von Freude und Leid sind nur einige der Emotionen, die Fans in diesem Kontext erleben. Gerade für junge Männer stellen Fanszenen Orte dar, die neben der Freizeitgestaltung eine starke identitätsstiftende Funktion einnehmen. Insbesondere Ultra- und Hooligangruppierungen sind sehr stark männlich geprägt und stellen für bestimmte junge Männer äußerst attraktive Gruppierungen dar. Der Konsum von Alkohol und anderen Drogen gehört für viele Fußballfans zum ‚Erlebnis Stadionbesuch‘ dazu.

Kristina Schröder, Vorstandsmitglied im Bündnis gegen Sportwettenwerbung sowie in der Fan-Vereinigung „Unsere Kurve“, wird zum Thema Sportwettenwerbung berichten. In ihrem Vortrag wird sie beschreiben, wie das Geschäftsmodell der Sportwetten im Fußball genutzt wird.  Die hohe Finanzkraft der Branche zeigt, wie gut das Modell zu funktionieren scheint – allen Schädigungen für die Gesellschaft zum Trotz. Maßnahmen und Zugänge werden ebenfalls thematisiert und im Forum gemeinsam diskutiert.
Prof. Dr. Daniel Deimel gibt einen Eindruck in zwei Projekte, in deren Rahmen der Substanzkonsum und das Gewalterleben in unterschiedlichen Fanszenen analysiert wurde. Zudem soll diskutiert werden, inwiefern die Lebenswelt Fanszene ein Ort für die Suchtprävention und niedrigschwellige Suchtberatung sein kann.

Referierende:
Prof. Dr. Daniel Deimel, Technische Hochschule Nürnberg (digital)
Kristina Schröder, Unsere Kurve e.V. / Bündnis gegen Sportwettenwerbung, Frankfurt/Main

Moderation:
Konrad Landgraf, Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern, München