Forum 105 - Abhängigkeitserkrankte in hausärztlichen und psychotherapeutischen Praxen - Wie Suchthilfe kooperieren kann - AUSBEGUCHT!

Im Hilfesegment der Akutbehandlung sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte erste Anlaufstellen für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. Damit haben sie eine besondere Rolle im Bereich der Früherkennung und Frühintervention. Sie erreichen eine hohe Anzahl Betroffener und begleiten diese meist langjährig. Analog zur haus- und fachärztlichen Versorgung ist eine suchtbezogene Frühintervention durch niedergelassene Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten möglich. Doch nur ein Teil der Betroffenen kommt in der Suchthilfe an. Die Systeme Suchthilfe, ärztliche Primärversorgung und ambulante Psychotherapie müssen demnach unbedingt miteinander im Gespräch sein und bleiben.

Dr. Stefan Sachtleben hat in seiner hausärztlichen Praxis 30 Jahre Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen versorgt und sehr eng mit dem Suchthilfesystem zusammengearbeitet. Er berichtet über die professionelle Ausgestaltung einer tragfähigen und langfristig angelegten Patient:innen/Ärzt:innen-Beziehung. Aus seiner Sicht ist diese, ebenso wie eine professionelle Gesprächsführung, ein Schlüssel zur Versorgung psychiatrisch kranker Menschen in den hausärztlichen Praxen. In seinem Vortrag regt er zudem an, die Zusammenarbeit der Hausärzteschaft mit den Sozialarbeitenden und Suchtberatenden zu intensivieren.

Wolfgang Schreck wird aus Sicht der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zur Behandlung und Relevanz von Abhängigkeitserkrankungen in der ambulanten Psychotherapie sprechen. Um das Verständnis für die Arbeitsweise in der Psychotherapie zu steigern, geht er insbesondere auf normative Vorgaben im Kontext der Behandlung von Suchterkrankungen in der ambulanten Psychotherapie ein. Als besonders herausfordernd stellt sich die Versäulung der Sozialsysteme in der Behandlung von Minderjährigen dar. Erforderlich ist die Kooperation und Vernetzung mit Einrichtungen der Suchthilfe und anderen Fachkräften und Gesundheitsberufen. Zudem zeigt er Möglichkeiten zur Verbesserung der bestehenden Versorgungssituation auf.

Referierende:

Dr. Stefan Sachtleben, Hausarzt, Zentrum für Allgemeinmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
Wolfgang Schreck, Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Hattingen

Moderation:
Dr. Anne Bunte, Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen, Mitglied des Vorstandes der DHS sowie der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Münster